Skip to main content

Autor: Melina Lau

Ist deine Website rechtssicher?

Eine eigene Website das Aushängeschild eines Unternehmens. Das Ladengeschäft im Internet, wie ich gerne sage. Doch neben überzeugendem Inhalt und ansprechendem Design gibt es einen oft unterschätzten Bereich, der essenziell ist: die Rechtssicherheit. Eine Website, die nicht den gesetzlichen Vorgaben entspricht, kann schnell zu Abmahnungen oder hohen Strafen führen. Zuletzt gab es großen Wirbel um die Abmahnungswelle wegen nicht eingebetteter Goolge Fonts. In diesem Blogartikel zeige ich dir, worauf du achten musst, um deine Website rechtssicher zu machen und wo die typischen Stolperfallen liegen.

Wichtige rechtliche Anforderungen

1. Impressumspflicht

In Deutschland ist ein Impressum für alle Websites, die in irgendweiner Form geschäftlich genutzt werden, gesetzlich vorgeschrieben. Das Impressum muss leicht zugänglich und vollständig sein. Dazu gehören Angaben wie:

  • Name des Unternehmens und der Verantwortlichen.
  • Anschrift. Wenn du keine Geschäftsadresse hast, musst du deine Privatadresse angeben.
  • Kontaktmöglichkeiten (E-Mail-Adresse und Telefonnummer).
  • Umsatzsteuer-ID (falls vorhanden).
  • Angaben zu Registernummern, z. B. im Handelsregister.

Tipp: Das Impressum muss mit maximal 2 Klicks von der Startseite erreichbar sein. Besser ist ein Klick. Deshalb wird das Impressum in der Regel im Footer verlinkt.

2. Datenschutzerklärung

Mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist die Datenschutzerklärung ein zentraler Punkt geworden. Sie muss verständlich und transparent darüber informieren, welche Daten gesammelt werden, wie diese verwendet werden und welche Rechte die Nutzer haben. Wichtig ist:

  • Nennung aller verwendeten Tools (z. B. Google Analytics, Newsletter-Dienste, eingebettete Videos, Google Maps).
  • Angaben zu Cookies und deren Einsatz.
  • Hinweise auf Nutzerrechte (z. B. Auskunft, Löschung).
  • Der Umgang mit Nutzerdaten muss transparent gemacht werden.

3. Cookies und Einwilligung

Websites, die Cookies nutzen, benötigen ein Cookie-Banner, das vor der Datenspeicherung die Einwilligung der Nutzer einholt. Es muss den Nutzer*innen ermöglichen, individuell zu entscheiden, welche Cookies sie akzeptieren möchten.

Woher weiß ich, ob meine Website Cookies nutzt?

In der Theorie kann man die Verpflichtung zu einem Cookie-Banner umgehen. Nämlich dann, wenn man sicherstellen kann, dass wirklich keine Cookies genutzt werden. Praktisch ist das kaum zu bewerkstelligen, denn schon der Server oder eine WordPress-Installation schreiben Cookies oder Log-Daten. Man müsste die Website auf eigenem Server hosten und komplett ohne Drittanbieter-Tools coden. Das dürfte für die wenigsten von Interesse sein. Deshalb: ja, deine Website nutzt Cookies.

4. Urheberrecht und Bildrechte

Die Verwendung von Bildern, Videos oder Texten ohne entsprechende Nutzungsrechte ist ein häufiger Grund für Abmahnungen. Achte darauf, dass alle Inhalte entweder selbst erstellt oder lizenziert sind. Nutze im Zweifel Plattformen für lizenzfreie Bilder, die rechtssicher verwendet werden dürfen.

Am authentischsten wirkt deine Website, wenn du professionelle Bilder von dir oder deinem Unternehmen machen lässt.

5. Onlineshops: AGB und Widerrufsbelehrung

Wenn du Produkte oder Dienstleistungen online verkaufst, benötigst du:

  • Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB).
  • Eine korrekte Widerrufsbelehrung inklusive Widerrufsformular.
  • Hinweise zu Versandkosten und Lieferzeiten.

6. SSL-Verschlüsselung

Eine verschlüsselte Verbindung (erkennbar am „https://“ in der URL) ist Pflicht, wenn personenbezogene Daten erhoben werden – sei es über ein Kontaktformular oder im Onlineshop. Auch, wenn das nicht der Fall sein sollte, gehört das SSL-Zertifikat zum Standard. Du riskierst Ranking-Einbußen, wenn du es ignorierst. Außerdem wirkt es nicht sehr professionell und vertrauenswürdig, wenn ein Nutzer auf deine Website kommt und erstmal eine Sicherheits-Warnung vom Browser bekommt.

7. Barrierefreiheit

Je nach Zielgruppe und rechtlichem Rahmen (vor allem im B2C-Bereich und in öffentlichen Einrichtungen) sind Websites in der EU ab Mitte 2025 verpflichtet, barrierefrei zu sein. Barrierefreiheit ist ein recht komplexes Thema, daher einmal in Kürze: Die Norm  Anforderungen der EN 301 549 sollen als Mindeststandard erfüllt werden. Dabei wird sich nach dem WCAG 2.1 und einer agestrebten Konformitätsstuffe AA gerichtet. WCAG ist der internationale Standard für Barrierefreiheit.
Eine Auswahl wichtiger Punkte hiebei:

  • Korrekter semantischer Aufbau des HTML Codes. Die Verwendung der richtigen Tags (Stichwort HTML 5) und gegebenenfalls ARIA-Labels.
  • Deutliche Kontraste in den Schriftgrößen und Farben.
  • Alt-Texte für Bilder, Title-Texte für Links.
  • Die Bedienbarkeit der Website über einen Screenreader muss gegeben sein.
  • Eine Erklärung zur Barrierefreiheit muss verfügbar sein.

Von der kommenden Pflicht einmal abgesehen, sollte es absolut in deinem Interesse sein, deine Website barrierefrei zu machen. So öffnest du deine Website für alle Menschen und die allgemeine Bedienbarkeit profitiert enorm.

Typische Stolperfallen

  • Fehlender oder unzureichender Cookie-Banner: Ein einfacher Hinweis „Diese Website nutzt Cookies“ reicht nicht. Es muss eine echte Auswahlmöglichkeit geben.
  • Unklare Angaben im Impressum: Die fehlende Telefonnummer oder eine fehlerhafte Adresse kann bereits abmahnfähig sein.
  • Nicht aktualisierte Datenschutzerklärung: Gerade bei der Nutzung neuer Tools (z. B. Chatbots, KI-Dienste) müssen die Datenschutzhinweise angepasst werden.
  • Versteckte Kosten: Bei Onlineshops können versteckte Kosten oder unvollständige Preisangaben zu rechtlichen Problemen führen.
  • Barrierefreiheit: Eventuell kommt hier eine neue Abmahnwelle auf uns zu. Nimm dieses Thema ernst, denn es profitieren ALLE Nutzer*innen davon.

Checkliste: Ist deine Website rechtssicher?

  1. Impressum:
    • Alle Pflichtangaben enthalten?
    • Leicht zugänglich (z. B. über die Footer-Navigation)?
  2. Datenschutzerklärung:
    • Vollständig und aktuell?
    • Nennung aller Tools und Drittanbieter?
  3. Cookie-Banner:
    • Einwilligung der Nutzer wird eingeholt?
    • Möglichkeit, Cookies individuell zu aktivieren oder abzulehnen?
  4. Urheberrecht:
    • Sind alle verwendeten Bilder und Inhalte lizenziert?
    • Quellenangaben für fremde Inhalte korrekt angegeben?
  5. SSL-Zertifikat:
    • Ist die Website sicher verschlüsselt?
  6. AGB und Widerrufsbelehrung (bei Onlineshops):
    • Rechtskonform und klar formuliert?
    • Alle Kosten transparent angegeben?
  7. Barrierefreiheit:
    • Ist die Website für alle Nutzer zugänglich?
  8. Tools und Tracking:
    • Werden Tracking-Dienste DSGVO-konform eingebunden?
    • Ist Google Analytics (oder andere Tools) anonymisiert?
    • Sind Schriftarten eingebettet?

Fazit:

Die rechtliche Sicherheit deiner Website ist kein Thema, das man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Mit der richtigen Vorbereitung und regelmäßigen Überprüfung kannst du dir nicht nur Ärger und Kosten sparen, sondern auch das Vertrauen deiner Besucher stärken. Gehe die Checkliste durch – und wenn du unsicher bist, hole dir Unterstützung, um deine Website rechtssicher zu machen.

Disclaimer

Dieser Blogartikel dient zur Information und gibt allgemeine Hinweise zu rechtlichen Anforderungen. Ich bin keine Juristin und übernehme keine Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Angaben. Wenn du sicherstellen möchtest, dass deine Website rechtssicher ist, empfehle ich die Beratung durch eine Anwältin oder einen spezialisierten Datenschutzbeauftragten.

Bedienungsanleitung erstellen – eine trockene, aber interessante Designdisziplin

Wenn man an Grafikdesign denkt, kommen einem meist kreative Projekte wie Logos, Poster oder Verpackungen in den Sinn. Doch ein Bereich, der oft unter dem Radar fliegt, ist das Layout von Gebrauchsanweisungen. Als ich mich damals dazu entschieden habe, Grafik-Designerin zu werden, habe ich nicht damit gerechnet, dass die Erstellung von Bedienungsanleitungen so oft Thema für mich sein würde.

Es mag nicht das glamouröseste Designfeld sein, doch es steckt mehr dahinter, als man auf den ersten Blick vermutet. Wer hier denkt, es ginge nur um ein paar Textkästen und eine schlichte Struktur, wird schnell eines Besseren belehrt.

Die Herausforderung: Funktion vor Ästhetik

Oder auf englisch: form follows function. Gebrauchsanweisungen sind in erster Linie funktionale Dokumente. Ihr Ziel ist es, Informationen so klar und verständlich wie möglich zu vermitteln. Hier muss Design eine dienende Rolle einnehmen – die Ästhetik steht hinter der Benutzerfreundlichkeit zurück. Das mag auf den ersten Blick wenig kreativ erscheinen, aber genau das ist die Herausforderung: wie macht man trockene Informationen ansprechend und leserlich?

Typische Stolpersteine:

  1. Unübersichtlichkeit durch schlechte Struktur:
    Eine Gebrauchsanweisung, die mit Textwüsten erschlägt und keine klaren Abschnitte bietet, schreckt Nutzer ab. Eine gut durchdachte Hierarchie mit klaren Überschriften, Aufzählungen und visuellen Ankerpunkten ist hier essenziell.
  2. Fehlende Mehrsprachigkeit:
    Viele Produkte werden international verkauft. Gebrauchsanweisungen müssen oft mehrere Sprachen integrieren, was den Platz auf der Seite begrenzt. Ein durchdachtes Layout kann helfen, die Inhalte trotz begrenztem Raum übersichtlich darzustellen. Aber es gibt auch Grenzen. Vor einiger Zeit habe ich das Layout für eine Gebrauchsanweisung für einen Coffee-to-go-Becher gemacht. Auf einer einseitig bedruckten DIN A5 Seite sollten Texte, Warnhinweise, Symbole und eine Zeichnung des Bechers inklusive Beschriftung zu sehen sein. Der Platz wurde knapp, aber ich habe es geschafft.
    Plötzlich fiel dem Kunden ein, dass die Anleitung auch auf englisch abgedruckt werden sollte und bat mich, die Übersetzung auf der gleichen Seite unterzubringen. Keine Chance. In diesem Fall konnten wir das Problem durch einen zweiseitigen Druck lösen, aber manchmal gibt es einfach keinen Spielraum mehr. Dann muss neu geplant werden.
  3. Schlechte Bildintegration:
    Bilder und Grafiken sind oft unverzichtbar, um komplexe Anleitungen zu verdeutlichen. Doch schlecht platzierte oder unverständliche Illustrationen können mehr Verwirrung stiften als klären. Häufig bekomme ich von Zulieferern winzige JPGs mit technischen Zeichnungen zugeschickt. Unbrauchbar. Dann muss eine neue vektorbasierte Zeichnung her, die man in passender Größe und ohne Verpixelung abdrucken kann.
  4. Unzureichende Lesbarkeit:
    Schriftgrößen, Kontraste und Zeilenabstände spielen eine entscheidende Rolle. Wenn der Text zu klein oder zu eng gesetzt ist, wird die Anleitung schnell unbrauchbar – besonders für Menschen mit Sehschwierigkeiten. Das kann eine Herausforderung werden, wenn die Größe der Anleitung begrenzt ist. Neulich habe ich Sicherheits- und Pflegehinweis auf ein Label für einen Grillhandschuh setzen müssen und der Platz ging trotz geringer Schriftgröße aus. Das Label musste also länger werden.

Tipps für eine gelungene Bedienungsanleitung:

  1. Arbeite mit klaren Strukturen:
    Ein Raster ist hilfreich. Nutze es, um Texte, Bilder und Überschriften präzise auszurichten und ein Gefühl von Ordnung zu schaffen. Trenne Überschriften, Unterüberschriften, Fließtext und Aufzählung deutlich voneinander ab.
  2. Setze auf Minimalismus:
    Weniger ist hier mehr. Vermeide überflüssige Verzierungen oder grafische Spielereien, die vom Inhalt ablenken könnten. Meistens werden Anleitungen in schwarz-weiß oder auf dünnem Papier gedruckt, also füge keine Farben oder große Vollflächen ein, arbeite lieber mit Rahmen.
  3. Teste deine Arbeit:
    Lass jemanden, der das Produkt nicht kennt, mit deiner Gebrauchsanweisung arbeiten. Sind alle Schritte klar verständlich? Gibt es Stolperfallen? Die Königsdisziplin sind hier wahrscheinlich Aufbauanleitungen für Möbel. Diese können einen schnell in den Wahnsinn treiben, wenn sie nicht gut gemacht sind.

Rechtliche Vorgaben: Was müssen Gebrauchsanweisungen enthalten?

Gebrauchsanweisungen unterliegen klaren rechtlichen Vorgaben, die sich nach dem jeweiligen Produkt und Markt richten. Informiere dich genau, was du in deine Gebrauchsanweisung aufnehmen musst. In der EU spielen häufig folgende Punkte eine Rolle:

  1. Produktsicherheitsrichtlinien:
    Die CE-Kennzeichnung für viele Produkte verpflichtet Hersteller, eine Anleitung in der Landessprache des Verkaufslandes bereitzustellen.
  2. ISO-Normen:
    Es gibt internationale Standards, wie die ISO 3864, die die Gestaltung von Sicherheitskennzeichen regelt, oder die ISO 7010, die Warnsymbole definiert. Solche Normen helfen, Gefahren weltweit einheitlich zu kommunizieren.
  3. Pflichtinhalte:
    Bedienungsanleitungen müssen je nach Produkt folgende Informationen enthalten:
    • Sicherheits- und Warnhinweise.
    • Schritt-für-Schritt-Anleitungen.
    • Technische Spezifikationen.
    • Kontaktinformationen des Herstellers oder Importeurs.
  4. Haftungsausschlüsse und Warnhinweise:
    Falsche oder unvollständige Informationen in einer Anleitung können zu Haftungsansprüchen führen. Besonders Warnhinweise (z. B. vor Stromschlag, Verbrennungen oder Verletzungsgefahr) müssen klar und sichtbar sein.

Gutes Design löst Probleme

Das Layout von Gebrauchsanweisungen ist ein Designfeld, das auf den ersten Blick nicht viel her macht, aber enorm wichtig ist. Hier entstehen keine presitge-trächtigen Projekte, die das Portfolio zieren, sondern gut strukturierte Dokumente. Es zeigt, das Design nicht nur verschönern soll, sondern vor allem Probleme löst. Jedes Projekt, ob groß oder klein, ist eine Chance, den Alltag der Menschen ein Stück einfacher zu machen – und genau das ist doch die Aufgabe von gutem Design.

Wie bringt man Jugendliche in ihre Kreativität und Selbstwirksamkeit?

Im Oktober 2023 stolperte ich zufällig über eine Ausschreibung, die nicht so richtig zu meinem Job-Profil passen wollte. Dennoch schrie sie regelrecht meinen Namen: kreatives Arbeiten mit Jugendlichen im Workshopformat. Zu vermittelnde Techniken: Kreativer Ausdruck mit dem Stift. (Bullet-)Journaling, Handlettering, Sketchnoting. Zeichnen. Kreatives Schreiben. Alles Techniken, die mich jeden Tag faszinieren und schon lange begleiten. Meine Notizbücher sind mein wichtigstes Tool für Reflexion und Kreativität. Zur Arbeit mit jungen Leuten zieht es mich schon lange. „Hier ist deine Chance!“, rief diese Ausschrei(b)ung und so bewarb ich mich.

8 Monate später packe ich meinen Koffer und mache mich auf den Weg nach NRW.

Aber mal vom vorne, worum geht es hier eigentlich?

Im Juni hatte ich das große Vergnügen, eine zweiwöchige Reise ins Ruhrgebiet anzutreten. Dort war ich Teil einer besonderen Workshopreihe, die jungen Menschen die Möglichkeit bot, ihre kreativen Fähigkeiten zu entfalten und ihre innersten Botschaften auszudrücken. An insgesamt sechs Tagen durfte ich, gemeinsam mit den zwei weiteren Creative Coaches Laura Neumann (www.poezi.space) und Franka Schleipen (@frankamachtsachen_, LEA.education), mit Schüler:innen einer Schule in Unna in diesem inspirierenden Projekt namens “Botschaften, die gehört werden wollen” arbeiten. Die Workshopreihe wurde von Forever Day One (4ED1 GmbH) initiiert und konzipiert und von Lamy gesponsert. Seit November 2023 hat die Workshopreihe an insgesamt sechs Schulen deutschlandweit stattgefunden. Ihren Höhepunkt wird sie in einer Ausstellung im Düsseldorfer Kunstpalast finden, wo im Januar 2025 die Werke der Jugendlichen ausgestellt werden sollen. So die Idee. Meine Erfahrungen während der Workshoptage haben meine Erwartungen weit übertroffen.

Die Vision: Kreativität als Ausdrucksmittel

Durch das Schreiben und Gestalten mit der Hand können junge Menschen lernen, ihre Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und nach außen zu tragen. Die Idee der Workshopreihe ist es, sie zu ermutigen, ihre eigenen Ideen, Meinungen und Visionen über künstlerische Methoden auszudrücken. Sie sollen erleben, wie kraftvoll und befreiend es sein kann, sich kreativ auszudrücken. Es wird ein Raum geschaffen, in denen Schüler:innen Vertrauen zu sich, uns Coaches und anderen Klsssenkamerad:innen fassen können, sich ausprobieren und experimentieren können. Sie werden darin bestärkt, ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen und zu kommunizieren. Dabei stehen ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten im Mittelpunkt. Sie werden als ganze Menschen wahrgenommen und erleben ein Gefühl von Zugehörigkeit und Selbstwirksamkeit.

Die Umsetzung: Raum für Achtsamkeit, Reflexion und künstlerischen Ausdruck

Losgelöst vom engen Unterrichtskorsett beschäftigten wir uns an jedem der sechs Workshop-Tage mit verschiedenen Aspekten des kreativen Ausdrucks. Themen wie Reflexion und Achtsamkeit waren zentrale Bestandteile unserer Arbeit. Gefühle, ihre Bedeutung und das Wahrnehmen der eigenen Bedürfnisse standen im Fokus und sind ein wichtiges Tool sowohl in der Reflexionsarbeit als auch in der Kreativität. Wir halfen den Jugendlichen dabei, ihre Botschaften zu erspüren und diese durch verschiedene kreative Techniken zum Ausdruck zu bringen.

Ein Projekt mit Ausblick

Ein Höhepunkt dieses Projekts ist die geplante Ausstellung im kommenden Jahr im “Kunstpalast” in Düsseldorf. Dort werden die entstandenen Botschaften der Jugendlichen präsentiert und erhalten die Bühne, die sie verdienen. So werden die Botschaften einer breiteren Masse zugänglich und können losgelöst vom Schulkontext gehört werden. Dieses Projekt von 4ED1 und Lamy zeigt eindrucksvoll, wie junge Menschen durch kreative Methoden ihre Stimmen finden und gehört werden können.

Ein Rückblick auf die Workshop-Tage

Jeder der Workshop-Tage hatte ein anderes thematisches Überthema. Mit Wissenssnacks, Achtsamkeitsübungen, Kreativ-Challanges, gemeinsamer Reflexion und jeder Menge Inspiration & Input rund um Kunst, Schreiben & Kreativität haben wir die Jugendlichen auf dem Weg zum Finden und Ausdrücken ihrer individuellen Botschaften begleitet. Wir Coaches hatten in unseren Fähigkeiten jeweils einen etwas anderen Schwerpunkt und konnten uns so optimal gegenseitig ergänzen. Die Gruppe konnte ihre Stärken herausfinden und Neues ausprobieren. Es war beeindruckend zu sehen, wie viel Potenzial in jedem und jeder Einzelnen steckt und wie durch die künstlerischen Methoden neue, kraftvolle Botschaften entstanden sind. Das Feedback der Schüler:innen fiel sehr positiv aus und uns wurde von teils großen und kraftvollen Veränderungen, aber auch von den leisen und nicht weniger wichtigen prägenden Momenten berichtet. Wir waren begeistern davon, wie offen sich die Gruppe gezeigt hat und was für einen vertrauensvollen Raum sie mit uns gemeinsam geschaffen hat.

Aber wie kam es, dass wir eine 25 Meter lange Schulwand mit Graffiti gestaltet haben?

Ja, richtig, da war noch etwas. An den Workshop-Tagen 3 und 4 haben wir den „Markt der kreativen Möglichen“ vorgestellt. Wir haben verschiedenste Möglichkeiten des kreativen Ausdrucks demonstriert und die Schüler:innen konnten sich nach Lust und Laune ausprobieren. Bei einigen Personen zeigte sich ein Interesse für Graffiti und Street Art. Aus einer Schnapps-Idee („Wäre es nicht cool, wenn wir diese Wand da draußen besprayen würden?“) wurde tatsächlich ein handfestes Projekt, welches wir am Tag 5 und 6 zusätzlich zu den regulären Workshop-Inhalten mit den Jugendlichen umgesetzt haben.

Dem Einsatz aller beteiligten Personen ist es zu verdanken, dass wir den Jugendlichen diese tolle und bleibende Möglichkeit des Selbstausdrucks ermöglichen konnten. Möglich wurde es durch die Schule und die Stadt Unna, die schnell und unbürokratisch die Genehmigung erteilt haben und durch 4ED1 und Lamy, die zusätzliches Budget bereitgestellt haben. Und zu guter Letzt durch uns Coaches, die zusätzlichen Planungsaufwand und eine Menge Woman-Power reingesteckt haben. Die Graffiti-Gruppe hat zusammengearbeitet und ein Gesamtkunstwerk erschaffen, in das alle ihre Ideen haben einfließen lassen. So konnten die Jugendlichen Team-Work und Selbstwirksamkeit in ganze besonderer Form erleben.

Zu diesem Projekt gibt es so viel zu erzählen, dass es noch einen eigenen Blogartikel verdient.

Was ich für mich mitgenommen habe

Ich schreibe diesen Text gerade mal eine Woche nach Abschluss der Workshopreihe. Es ist seltsam, aber ich fühle mich etwas anders als zuvor. Mir war von vornherein klar, dass ich mich von der Komfortzone in die Wachstumszone begeben würde. Ich wollte mich mit dieser Aufgabe selbst herausfordern und in eine Richtung pushen, in die ich mich schon seit langem sehne. Nachdem die Aufregung des ersten Tages von mir abgefallen ist, war ich so präsent vor Ort, dass ich alles andere vergessen habe. Wenn ich nachmittags zurück in meine Ferienwohnung kam, war ich verblüfft, dass ich E-Mails in meinem Postfach und noch „normale Arbeit“ hatte.

Die Coaches

Wir Coaches haben so gut miteinander gearbeitet, dass es sich skurril anfühlt, dass wir erst 6 Tage gemeinsam verbracht haben sollen. Ich bin sehr dankbar für diese wertvolle Verbindung und bin mir sicher, dass wir noch lange in Kontakt bleiben. Wer weiß, was wir in Zukunft gemeinsam auf die Beine stellen werden.

Die Workshop-Inhalte

Obwohl Journaling und Reflexion schon ein fester Bestandteil meines Alltags sind und ich häufig Achtsamkeit praktiziere, habe ich durch die Intensive Beschäftigung mit diesen Themen nochmal einen besseren Zugang zu mir und meinen Gefühlen gefunden. Meine Kommunikation ist achtsamer geworden und mir fällt es leichter meine Bedürfnisse wahrzunehmen. Learning through teaching.

Kreativität

Meine Kreativität hat sich enorm zum positiven verändert. Und ich schreibe das als Person, die ihren Lebensunterhalt seit jeher mit Kreativität verdient. Als ich vor der Gruppe über die „Angst vorm weißen Blatt“ gesprochen habe, habe ich insgeheim in mich hineingelächelt, weil ich wusste, dass ich diesen Vortrag gerade für mich selbst halte. Die Hands-on-Mentalität der Jugendlichen und das Prinzip des Beginner’s Mind haben mich sehr inspiriert.

Die impulsive Kreativität meiner Co-Co Franka (Co-Co ist unsere Wortschöpfung und steht für Co-Coach 😄) hat ihr übriges dazu beigetragen, meine Verkopftheit gegenüber meinen kreativen Ideen besser ablegen zu können. Seitdem sprudelt mein Kopf noch mehr mit Ideen über als ohnehin schon. Der Unterschied? Ich finde jetzt Mittel und Wege, diese Ideen auch frei zu lassen. Das beste Beispiel ist dieser Blog-Artikel. Die Idee einen Blog zu führen, trage ich schon lange mit mir rum. Viele Jahre, bevor ich überhaupt eine eigene Website, geschweige denn eine eigene Selbstständigkeit hatte. Durch die Arbeit mit diesen jungen Menschen habe ich den Input bekommen, den ich brauchte, um einfach auszuprobieren. Plötzlich habe ich einen Blog auf meiner Website eingerichtet, einfach so, ohne noch 3 weitere Jahre darüber nachzugrübeln. Was soll schon schief gehen?

Die Gruppe

Den bleibendsten Eindruck aber hat die Gruppe selbst bei mir hinterlassen. Die Jugendlichen waren so offen und reflektiert und mit jeder Menge Motivation und Tatendrang dabei. Sie haben sich voll und ganz mit uns auf die Reise eingelassen. Es hat mich sehr berührt, mit wie viel Mut und Vertrauen sich die Schülerinnen und Schüler geöffnet und verletzlich gezeigt haben.
Es waren kleine Momente (zu beobachten, wie sich Schüler:innen durch meine Skizzenbücher inspirieren lassen) oder große Momente (die Rückmeldung, dass die Jugendlichen über sich hinauswachsen konnten oder sich ihrer Stärken besser bewusst sind, als zuvor), die mich in meiner Arbeit bestätigen. Sie haben gezeigt, dass der Weg, den mein Herz einschlagen will, richtig ist. Dass mit Kunst und Kreativität Dinge in uns und um uns bewirkt werden können.

Ich glaube, so ungefähr lautet meine Botschaft, die gehört werden will.

Schlussgedanken

Die Workshopreihe “Botschaften, die gehört werden wollen” hat gezeigt, wie wichtig und wertvoll es ist, jungen Menschen einen kreativen Raum zu bieten, in dem sie ihre Gefühle und Gedanken ausdrücken können. Ich bin dankbar, Teil dieses inspirierenden Projekts gewesen zu sein. Ich mich auf die Ausstellung im nächsten Jahr, in der die Stimmen der Jugendlichen noch einmal laut werden. Dank der hervorragenden Konzeption und Planung der Workshopreihe durch 4ED1 und der großzügigen Unterstützung von Lamy konnten wir wirklich etwas bei und mit den Jugendlichen, aber auch in uns selbst, bewegen.

Ich hoffe, dieser Einblick in das Projekt inspiriert und zeigt, wie kraftvoll kreativer Ausdruck für Jung und Alt sein kann. Jetzt heißt es: gespannt bleiben auf weitere Updates und die kommende Ausstellung in Düsseldorf!